Uruguay Roadtrip – das Land der Gauchos entdecken
Wer Uruguay entdecken will, der muss Zeit und Muße mit sich bringen, denn das kleine Land, das eigentlich gar nicht so klein ist, wie es selbst die Einheimischen immer jeden Gast gegenüber darstellen, ist auf den ersten Blick wenig aufregend. Zumindest für denjenigen, der nach dem Extremen sucht. Extrem bedeutet für die meisten Traveller und Reisenden ja das Außergewöhnliche erleben. Hoch muss es sein, gewaltig, massiv oder gigantisch und enorm. All das hat Uruguay wenig zu bieten. Eher erscheint das Land schnuckelig, gemütlich, verträumt, vor sich hin dümpelnd, kurz gesag: wenig aufregend. Doch man täuscht sich – wie so oft im Leben.
Allerdings offenbart sich die wahre Größe und Schönheit der Gaucho-Republik nur dem, der mit offenen Sinnen das Land bereist. Der Extremhungrige, der von einem Hotspot zum nächsten in kurzer Zeit jagen will, wird sicherlich in Uruguay nicht glücklich werden bzw. seine Erfüllung finden. Steigen wir ein in ein beschauliches Uruguay Roadtrip Abenteuer, das so rein „gar nichts“ zu bieten hat. Oder vielleicht doch?
Das Gaucho Land Uruguay mit dem Mietwagen erkunden? Wie gehts am besten?
Schon bei der Frage wie sich das Land überhaupt am besten erkunden lässt, kommen die ersten Probleme zutage. Aufgrund seiner Größe und der geringen Bevölkerungsdichte lässt sich die Republica Oriental de Uruguay nur mit einem gemieteten oder dem eigenen Fahrzeug wirklich gut kennenlernen.
Obwohl die Distanzen zwischen den einzelnen Orten und Städten auf den ersten Blick eher nah erscheinen, sollte jeder Besucher wissen, dass teilweise von einem Ort zum anderen 50 bis 70 Kilometer mal nichts als nur Wiesen, Hügel, verlassene Gehöfte zu sehen sind oder hier und da mal ein Straßenposten steht. An der Küste, von Montevideo den Rio de la Plata entlang zum Rio Uruguay hoch bis in die zweitgrößte Stadt Salto, reihen sich die Orte noch etwas näher aneinander. Auch von Montevideo in Richtung der brasilianischen Grenze, zumindest bis in den Nobelbadeort Punta del Este, ist das gleichfalls so.
Doch dann hört es schon auf. Endlose Sandstrände mit sich im Winde wiegenden Gräsern schmiegen sich im weiteren Verlauf an die raue Atlantikküste an. Manchmal strafen dann noch die peitschenden Pampero-Winde, die aus der argentinischen Steppe herüber wehen, die paar unverwüstlichen Einheimischen und die artenreiche Fauna an den gottverlassenen Dünenstränden mit aller Härte.
Roadtrip in Uruguay
Hier und da kleine Fischernester, die sich im Laufe der Zeit zu im Sommer beliebten Hippie- und Aussteiger-Kommunen konvertiert haben, ansonsten aber 10 Monate lang wie ausgestorben wirken, sind die einzigen menschlichen Behausungen im weit östlich gelegenen Department Rocha. Dort allerdings warten die wahren uruguayischen Naturschauspiele. 5 große Süß- und Salzwasserlagunen bilden die Heimat von viel Getier mit Federn, Flossen, Schuppen und Haaren.
Da stolzieren rosa Flamingos auf der Suche nach einem leckeren Krabben- und Langustenhäppchen in nahezu meditativem Stelzgang durch knietiefes Wasser. Und es freut sich der ein oder andere Kaiman auf einen saftigen Schmaus in den seichten Lagunengewässern. Wasserscheine, schön putzig anzuschauen, sind eine beliebte Beute der mehr als 2 Meter groß werdenden Echsen.
Dreht sich der Uruguay-Traveler dann um 180 Grad in Richtung Meer, wird es meist noch lebendiger. Wo man in den europäischen Meeren ansonsten nur Wasser und Wellen sieht und dazu vielleicht noch eine Brise versprührt, vergnügen sich in den uruguayischen Meeren gigantische Südkaper Wale mit 50 Tonnen Gewicht und Hunderttausende von Pinguinen, Seelöwen, Seeelefanten und Seehunden an den Stränden und den vorgelagerten Inseln.
Uruguay Landesinnere – die Lagunen und die Sierras
Doch Uruguay hat weitaus mehr zu bieten als Wasser. Obwohl es dieses in nahezu unerschöpflicher Menge gibt. Wer weiß schon, dass das Rinderland mit seinen Nachbarn auf dem größten Süßwasserreservoir der Welt sitzt. Und kein Tourist verirrt sich an die gigantische Laguna Merin ganz im Osten, die sich das Land mit seinem brasilianischen Nachbarn teilt.
Jeder Leser stelle sich einmal bildlich einen Süßwassersee mit Dimensionen von 3750 km² Fläche vor, an dem so gut wie kein Mensch wohnt. Der Bodensee umfasst gerade mal 536 km² und ist dicht besiedelt. Man muss nichts von Größenverhältnissen verstehen, um die Ausmaße solcher Gewässer zu begreifen. Doch entfernen wir uns einmal vom Wasser und kreuzen in die Sierras und schauen uns dann die uruguayische Pampa an.
Sierras! Das ist ein Begriff, der mit Natur und Einsamkeit gleichgesetzt werden kann. Es handelt sich dabei um Mittelgebirge im kleineren Stil. In Uruguay gibt es mehrere davon. Sie zu durchkreuzen ist mit dem Auto teilweise ein echtes Abenteuer. Durch bizarre Felsformationen aus Karstgestein, ganz im Stile der alten Winnetou-Filmkulissen, schlängeln sich zahlreiche dirt roads. Auf solchen Entdeckungstouren geht es manchmal über 60 Kilometer langen Schotterpisten, ohne dabei auf viel menschliche Behausung zu treffen.
Durchquert werden Pinien-, Eucalyptuswälder und Felslandschaften mit kleinen sich durch die Täler mäandernden Bächen. Es umspannt den Besucher eine Einsamkeit, die nur selten von einem der fetten Holz-Trucks unterbrochen wird, die gefällte gigantische Baumriesen aus Aufforstungen in die nächsten Orte bringen. Donnern diese 50 Tonner vorbei, ist Staub schlucken angesagt. Ansonsten ist nur das jämmerliche Gekreische der sich in den themischen Auf- und Abwinden gleitenden südamerikanischen Geier auf der Suche nach verendetem Aas zu vernehmen.
Die uruguguayische Pampa im Norden
Nach der Sierra öffnet sich die uruguayische Weite. Schon aus den Sierra-Höhen erkennt der Betrachter, wie sich die Llanura – die uruguyaische Graslandschaft – bis zum endlosen Horizont ausbreitet. Wer in die Grassteppen eindringt, wird kaum noch einen Ast, einen Zweig, Laub oder Bäume in größerer Anzahl wahrnehmen.
Nur für die Rinder und Pferde wurden weit auseinanderliegende kleine künstliche Baumgruppen angelegt, die die Tiere vor der brütenden Hitze in den Sommermonaten schützen. Ansonsten jedoch pfeift der je nach Saison glutiger oder kalter Wind über die Steppen und bringt die hohen Grashalme in eine wellenartige Bewegung. Ein scheinbar grünes, sich weich wiegendes Meer mitten im Landesinneren, lässt den Besucher stillhalten.
In den heißen Monaten züchtigen die unerbittlich vom Himmel knallenden Sonnenstrahlen ungebremst die Graslandschaft und hinterlassen braungoldene Spuren. Die Luft wird schwer und blank und lässt sich nur noch mit Mühe atmen. Wer sich jetzt etwas Zeit nimmt, der lernt das wahre Uruguay kennen. Erst mit den dahin schwindenden Stunden fühlt der Gast die Ferne, die Freiheit, die ungeheuerliche Dimension und Geschichte, die mit dem Land, den Leuten und dem Boden verbunden ist.
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